Die meisten Menschen verwenden viel Aufmerksamkeit und Energie darauf, ihre Lebensumstände zu verändern, mit der Absicht, weniger Unsicherheit zu spüren. Und das ist vollkommen natürlich. Unser Gehirn ist dafür gemacht, uns vor Unsicherheit und Bedrohung zu schützen.
Das kann z.B. geschehen in Form von harter Arbeit, um sich teure Dinge zu leisten, um sich sicherer zu fühlen (und im ungünstigsten Fall damit andere Menschen zu beeindrucken). Manche Menschen richten ihr Leben stark nach Anderen aus, in der Hoffnung, dadurch Liebe und Anerkennung zu bekommen. Andere Menschen wiederum versuchen, ihre Mitmenschen zu kontrollieren und manipulieren, wieder andere Menschen geben Alkohol, Drogen und andere Stoffe in ihren Körper, um ihre Gefühle von Angst, Unsicherheit, Mangel oder Minderwertigkeit zu betäuben.
Ein universelles Prinzip
Egal, was Menschen tun, egal, in welchem Kontext sie es tun, sie tun es, weil sie glauben, dass sie sich danach bzw. dadurch sicherer fühlen. Dieses universelle Prinzip gilt sowohl für die wohlhabende Geschäftsführerin eines internationalen Unternehmens, genauso wie für den allein-erziehenden Vater dreier Kinder.
Diesen Menschen erscheint ihr Handeln zur Beseitigung ihrer Unsicherheit als absolut sinnvoll, bis zu dem Moment in dem sie folgendes erkennen:
„Der Versuch, Ihre Unsicherheit zu beseitigen,
indem Sie Ihre Lebensumstände ändern,
ist ein mühsames und endloses Unterfangen.
Echte Veränderung kommt von innen.“
Woher das Gefühl von Unsicherheit kommt und woher es nicht kommt
Der Grund, warum wir uns unsicher fühlen, beruht auf einem Missverständnis. Es scheint, als gäbe es eine große und nur schwer zu bändigende Welt „da draußen“ auf der einen Seite und uns als kleine und isolierte Wesen auf der anderen Seite. So scheint es zunächst.
Betrachten wir die ganze Sache jedoch neurowissenschaftlich (s. Abbildung), so steht fest, dass wir die Welt „da draußen“ nicht per se, sondern immer als ein Abbild in unserem Gehirn wahrnehmen.
Source: Dr. Maren Franz, Die Subjektivität der Wahrnehmung, 2006, S. 2 in www.psychophysik.com
Unser Gehirn erschafft demnach also in jeder Sekunde seine eigene Realität. Gefühle von Unsicherheit (genauso wie das von Sicherheit und alle anderen Gefühle) entstehen somit zunächst in uns selbst, also von innen heraus (inside-out). Es ist ein sagenhaft kreativer Akt, den wir als solchen ohne das Inside-out-Verständnis gar nicht als solchen erkennen. Schließlich sieht es ja so aus, als kämen unsere Gefühle von„da draußen“ (Outside-in-Missverständnis). Das ist der Grund weshalb gewisse Situationen (z.B. Kritik, Sprechen von großem Publikum, Verluste etc.) häufig so bedrohlich für uns wirken, da es so aussieht, als hätten wir keine Kontrolle über das, was da passiert.