Ich kenne viele intellektuelle Menschen, die sich über Spiritualität lustig machen. Sie denken dabei an Räucherstäbchen, Tarotkarten, Birkenstock und an Menschen, die nicht mehr alle Tassen im Schrank haben. Ich habe selbst lange so gedacht.
Unser Intellekt liebt es, Dinge und Menschen einzukategorisieren und in Schubladen zu stecken, z.B. in gut oder schlecht, richtig oder falsch. Was viele Menschen, die sich ausschließlich auf ihren Intellekt verlassen, häufig übersehen, ist, dass sie sich durch die Angewohnheit des Urteilens selbst beschränken. Spiritualität ist etwas, das der Intellekt aufgrund seiner relativen Beschränktheit nur schwer fassen kann.
Das Wort spīritus stammt aus dem Lateinischen und bedeutet ‘Hauch, Lebensatem, Seele, Geist, Begeisterung’. Spirituell ist also ein Wort, das andeutet, dass diese Art von Psychologie tiefer geht und nicht auf der intellektuellen Ebene stecken bleibt. Diese Tiefe kann nicht durch den Verstand, sondern nur durch die spürbaren Effekte dieser Form der Arbeit erfahren werden (z.B. innere Klarheit, Gelassenheit oder ein verbessertes Körpergefühl).
Spiritualität ist der Turbo für Veränderung
Menschen, die mit ihren Veränderungswünschen oder in Ihrer Persönlichkeitsentwicklung auf der intellektuellen Ebene steckengeblieben sind, erkennt man daran, dass Sie Sätze sagen, wie:
– „Ich weiß ja eigentlich, dass ich … tun müsste.“
– „Ich bin jemand, der/die … .“
– „Es ist falsch, dass …“
Sie sehen sich selbst, ihren Charakter und ihre Angewohnheiten (und die anderer Menschen) als festgesetzt und – wenn überhaupt – nur schwer veränderbar.
Was diese Menschen nicht wissen, ist, dass es im weiten Feld der „Persönlichkeitsentwicklung“ nichts gibt, das effektiver ist, als Spiritualität. Spiritualität eröffnet uns völlig neue Aspekte unseres Seins und setzt damit eine ungeahnte Superpower frei, die zu erstaunlichen Transformationen führt. Ein kreativer Akt, den ich in meiner Arbeit gerne mit der Wirkungsweise eines genialen Romans, Musikstücks oder Gemäldes vergleiche.
Das innere Gefängnis von „richtig“ und „falsch“
Ich erinnere mich noch sehr gut an eine Zeit, in der ich permanent, alles, was ich wahrgenommen habe, einkategorisiert. „Ist das richtig oder falsch, was ich da mache?“ bzw. „Ist das richtig oder falsch, was diese Person da sagt?“ oder „Passt das in mein Weltbild?“ Was ich damals noch nicht sehen konnte, war, dass diese Art, zu denken und zu leben mich sehr stark eingeschränkt hat. Meine Stimmung war hauptsächlich davon beeinflusst, ob das, was da geschah, in meinen Augen richtig oder falsch, gut oder schlecht war. Ich hatte mir dadurch ein inneres Gefängnis erbaut und habe es selbst nicht einmal bemerkt! Stattdessen machte ich mein Umfeld und meine Lebensumstände verantwortlich dafür, wie es mir ging.
Erst, als ich anfing, mir zu erlauben, Dinge, Situationen und das Verhalten anderer Menschen zunächst einmal als neutral zu betrachten, eröffneten sich für mich plötzlich völlig neue Möglichkeiten. Anstatt zu be- und verurteilen, begann ich stattdessen, mich mehr und mehr mit Fragen zu beschäftigen, die meinen Geist und somit meine Möglichkeiten erweiterten:
– „Was will ich?“
– „Was fühlt sich für mich stimmig an?“
– „Was begeistert und inspiriert mich?“
– „Was lässt mich lebendig fühlen?“
Diese Fragen dienten mir auf einmal als Kompass, der es mir erlaubte, mit deutlich mehr innerer Gelassenheit und Freiheit durchs Leben zu navigieren und aus dem Gefängnis meiner selbstgemachten, intellektuellen Beschränkungen auszusteigen.
Fazit
In dem Moment, in dem wir aufhören, Dinge als gut oder schlecht oder normal oder verrückt zu labeln und uns stattdessen konzentrieren, auf das, was uns inspiriert und begeistert – in dem Moment steht uns uns eine Superpower für Veränderung und Kreativität zur Verfügung, die uns schneller und müheloser zu unseren Zielen und erwünschten Ergebnissen bringt.